Wien in der Nachkriegszeit: Die vier Besatzungsmächte haben die Stadt aufgeteilt, der Schwarzmarkt blüht. Einer der mysteriösesten Schieber ist Harry Lime, der seinen Jugendfreund und Schriftsteller Rollo Martins nach Wien einlädt. Doch bei seiner Ankunft kommt er nur noch rechtzeitig zu Limes Bestattung. Angeblich ist dieser Opfer eines Autounfalls geworden, doch sein Freund glaubt diese Version von Limes Tod nicht. Martins beginnt nachzuforschen und stellt fest, dass Harry kein Kleinganove war, sondern der Kopf einer skrupellosen Schmugglerbande. Auf der Suche nach der Wahrheit kreuzt immer wieder ein ominöser dritter Mann seine Wege…
In einer spannenden szenischen Lesung erlebt Graham Greenes faszinierender Thriller, 1949 kongenial verfilmt von Carol Reed mit Orson Welles und Joseph Cotten in den Hauptrollen, seine Wiederauferstehung. Dabei schlüpfen die Protagonisten in alle erdenklichen Rollen und schaffen so schon fast ein cineastisches Abbild des Films mit Kultstatus, zu dem unter anderem das von Anton Karas auf der Zither gespielte Harry-Lime-Thema, die expressionistischen Kameraperspektiven, Orson Welles’ viel zitierte „Kuckucksuhr-Rede“ und die finale Verfolgungsjagd durch die Wiener Kanalisation beitrugen.
Im Juni 1949 begann Anton Karas in England mit der kongenialen Komposition der Filmmusik. Die Filmzither war etwa einen Halbton tiefer gestimmt als heute üblich. Dadurch zeichnete sie sich durch einen ganz eigenen Sound aus, den Carol Reed „gritty and dirty“ nannte. Die Nachfrage nach der Filmmusik soll nach der Filmpremiere so stark gewesen sein, dass Decca Records für die Herstellung der Schellacks den gesamten Jahresbedarf an Azetat aufgebraucht habe.
Zum Autor:
Graham Greene wurde am 2. Oktober 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, geboren. Sein Großonkel war der Autor der ‚Schatzinsel‘, Robert Louis Stevenson. Nach Beendigung der Schule ging Greene nach Oxford und studierte am Balliol College Neuere Geschichte. Seine erste Anstellung war ein Redakteursposten bei der Times in London, danach fand er eine Stelle als Filmkritiker beim Spectator. Die großen Reisen, die er unternahm – u.a. nach Westafrika und Asien – wurden auch zum Fundus für seine schriftstellerische Tätigkeit. Ein entscheidender Schritt war 1934 sein Übertritt zum Katholizismus. Sein erster Roman, ‚The Man Within‘ (1929, dt. ‚Zwiespalt der Seele‘), beschreibt bereits den Konflikt zwischen Gut und Böse, der im Zentrum von Graham Greenes Werk steht. Man findet ihn in den Kriminalgeschichten wie in den psychologisch ausgerichteten Romanen. Als 1940 ‚The Power and the Glory‘ (dt. ‚Die Kraft und die Herrlichkeit‘) erschien, erhielt Greene dafür den Hawthorne-Preis. Viele halten es für sein vielleicht bestes Werk. Am 3. April 1991 starb Graham Greene in Genf. Er wurde mehrmals als heißer Kandidat für den Literatur-Nobelpreis gehandelt und zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.
Zu den Künstlern:
Roland Kalweit, 1962 in Herne in Westfalen geboren, entdeckte schon als Kind die Bühne. Mit sechs Jahren führte er den staunenden Nachbarskindern Zaubertricks vor (gegen 50 Pfennig Eintritt), mit vierzehn spielte er seine erste Rolle im Schultheater, den Bluntschli in Shaws „Helden“. Wenig später moderierte er den ersten Schulball – sehr zur Erheiterung der Anwesenden – und agierte mit sechzehn zum ersten Mal auf einer freien Theaterbühne. Er nahm Schauspiel- und Gesangsunterricht in Bochum und arbeitet seitdem freiberuflich als Regisseur, Schauspieler, Musiker, Moderator und Sprecher mit Engagements in ganz Europa. Filmisch brillierte er unter anderem in „Inspektor Ciao“, „Die kleinste Großstadt“, „Taken in Hildesheim“ und „MÄR“. 2000 entdeckte er seine Liebe für Krimilesungen – dabei liest er nicht nur, sondern spielt jeden Charakter, gibt ihnen eine eigene Farbe und bannt die Zuhörer so auf einzigartige Weise.
Danny Richter, 1973 in Leipzig geboren, ist in der DDR aufgewachsen und lebte dort in Leipzig und Bad Sulza (Thüringen). Von dort aus, besuchte er die Spezialklasse für Musikerziehung an der Landesschule Pforta. Zwei Jahre nach dem Umzug der Familie nach Westdeutschland hat er das Abitur abgebrochen und gejobbt, damit er sich auf seine künstlerische Arbeit konzentrieren konnte. Nebenher nahm er weiter Schauspielunterricht und schrieb unter anderem als Gastautor für RTL Samstag Nacht, Die Harald Schmidt Show und befreundete Kabarettisten die Gags. Seine Arbeit führte ihn nach Portugal, Italien, die Niederlande und Australien. Neben verschiedenen Fernsehauftritten und Gastrollen (Relative Strangers mit Oscar-Gewinnerin Brenda Fricker), spielte er in seinem bisher einzigen Kinofilm „Das Experiment“ von Oliver Hirschbiegel, u.a. neben Moritz Bleibtreu.
Johannes Schubert spielt die Zither seit 2004 und hat sich mit zahlreichen Auszeichnungen zum internationalen Experten in seinem Instrument entwickelt. Dabei bedient er mit seiner Zither ein breites Spektrum an Musikstilen, von klassischer bis zu moderner Musik. Außerdem ist er Inhaber des Musikverlages Richard Grünwald, welcher mit rund 2.000 Werken der weltweit größte für Zithernoten ist.
Barbara Fressner wurde 1986 in Österreich geboren. Nach dem Schauspielstudium an der MUK Wien und erstem Engagement am Theater in der Josefstadt zog es sie 2013 nach Deutschland. Seither spielte sie an diversen Stadttheatern und Landesbühnen, unter anderem am Hans Otto Theater in Potsdam, dem Nordharzer Städtebundtheater, Theater Paderborn, Anhaltisches Theater Dessau, Naumburg und Stendal. Barbara arbeitet auch in der Freien Szene, tritt mit Eigenproduktionen oder dem Poetenpack Potsdam auf und ist seit 2022 Mitglied der Improvisionäre. Im Zuge dessen gibt sie regelmäßig Workshops. Barbara lebt mit ihrer Familie in Berlin.